TARIFRUNDE METALL UND ELEKTRO 2022

Aktionswoche M+E 2022: Sachsen braucht mehr Tarif - Niedriglohnpolitik hat ausgedient

11.10.2022 | Sachsens Niedriglohnpolitik der vergangenen Jahrzehnte fällt den Menschen in unserer Region jetzt richtig auf die Füße: Geringe Löhne treffen auf immens gestiegene Preise. Viele haben daher zu Recht Angst vor dem Winter. Mit einer breit angelegten Aktionswoche will die IG Metall in 20 Betrieben in Zwickau, im Erzgebirge und im Vogtland die aktuelle Situation thematisieren. „Aber wir wollen nicht nur schimpfen, sondern den Kolleginnen und Kollegen Mut machen, für ihre berechtigten Forderungen zu kämpfen“, sagt Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau.

Mit einer Vor-Tor-Aktion wurden die Beschäftigten des Auerhammer Metallwerks informiert. Fotos: IG Metall Zwickau

Am Dienstag war die IG Metall Zwickau u.a. bei Automobilzulieferer Grammer am Start: Die rund 260 Beschäftigten gehen mit ihrer Forderung „Schluss mit den Ost-West-Unterschieden“ in die anstehende Auseinandersetzung um ihren Haustarifvertrag. „Bei Grammer haben wir es mit einer Konzernstruktur zu tun, in der es aus Sicht der Geschäftsführung offenbar noch immer völlig legitim ist, den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Osten Deutschlands die Rechte ihrer westdeutschen Kolleginnen und Kollegen vorzuenthalten“, kommentiert Thomas Knabel.

Am Standort Zwickau gibt es bislang keinerlei tarifliche Sonderzahlungen, dafür aber eine längere Arbeitszeit als an den Standorten im Westen des Landes. „Das macht je nach Eingliederung mehrere hundert Euro aus – und das jeden einzelnen Monat. Damit muss mehr als 30 Jahre nach der Wende endlich Schluss sein!“ Der Haustarifvertrag bei Grammer ist zum Jahresende gekündigt. Eine erste Verhandlung mit der Arbeitgeberseite hat – wie auch in der Flächentarifrunde – bislang kein Ergebnis und kein Angebot gebracht. Der nächste Verhandlungstermin ist für Donnerstag, 27. Oktober 2022 geplant.

Auch die rund 180 Beschäftigten des Auerhammer Metallwerks würden unmittelbar von einem guten Abschluss in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie profitieren: Bei einer Vor-Tor-Aktion zum Schichtwechsel informierten Betriebsrat und IG Metall bereits am Montag die Kolleginnen und Kollegen über die Tarifrunde. Mit seinem Haustarifvertrag ist der metallverarbeitende Betrieb aus Aue an das Ergebnis des Flächentarifvertrags gekoppelt – von derzeit 90 Prozent soll das Entgelt bis 2026 schrittweise auf 100 Prozent der Fläche angehoben werden.

Am Traditionsstandort Plauen geht es wieder einmal um alles: Aktuell verhandelt die IG Metall über eine Standort- und Beschäftigungssicherung bei Plamag. „Nach unserer Vorstellung soll es bis 2026 keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Außerdem müssen wir trotz der angespannten Situation im Betrieb auch über eine Entlastung der Beschäftigten reden“, sagt Benjamin Zabel, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau.

Bei einer Aktion zum Schichtwechsel, die ebenfalls bereits am Montag stattfand, wurden die etwa 130 Beschäftigten über den aktuellen Stand informiert. Auch die Plamag-Belegschaft würde direkt von acht Prozent mehr Entgelt profitieren, weil der Haustarifvertrag des Plauener Betriebs ebenfalls an den Flächentarifvertrag gekoppelt ist.

„Alle drei Betriebe zeigen: Besser mit Tarif! Wir müssen gerade in unserer Region endlich wegkommen vom Image des Niedriglohnlandes – wer gute Fachkräfte möchte, muss auch gute Löhne zahlen und gute Arbeitsbedingungen bieten. Tarifverträge machen den Unterschied – sie bedeuten Verteilungsgerechtigkeit und setzen Standards, an denen wir auch und gerade in Zeiten wie diesen festhalten müssen“, sagt Thomas Knabel.

Im Rahmen der IG Metall Aktionswoche wird es noch bis Freitag in rund 15 Betrieben der Region Zwickau, Erzgebirge und Vogtland verschiedene Formate geben.

Kundgebung am Samstag: Unser Leben gestalten wir!

Unter der Überschrift „Unser Leben gestalten wir!“ rufen der DGB Südwestsachsen und die IG Metall Zwickau zudem für Samstag, 15. Oktober 2022 zu einer Kundgebung auf dem Zwickauer Kornmarkt auf. Mehr dazu im Aufruf unten. Aktuell informieren wir euch zudem über unseren Facebook-Kanal

Hintergrund zur Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie

Zum 1. September hat die IG Metall die Entgelttarife in der Metall- und Elektroindustrie gekündigt und den Arbeitgebern ihre Tarifforderungen übergeben. Die Kündigung der Tarifverträge ist Voraussetzung für die Verhandlung neuer Tarife. Die bisherigen Entgelttarifverträge laufen nach der Kündigung noch einen Monat weiter, danach gilt noch vier Wochen weiter Friedenspflicht – also bis zum 28. Oktober. Danach sind Warnstreiks zulässig.

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie zwischen der IG Metall und den regionalen Metall-Arbeitgeberverbänden haben Mitte September begonnen. Bislang hat die Arbeitgeberseite kein Angebot vorgelegt. Die nächste Verhandlungsrunde für Sachsen mit dem VSME steht am Freitag, 14. Oktober in Dresden an.

Von: cdr

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