28.06.2025 | Bundeskanzler Friedrich Merz hat eine Debatte über die Arbeitszeit in Deutschland angestoßen. Die Menschen müssten „wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten". In einer kleinen Reihe geben wir euch 7 Argumente an die Hand, warum wir als IG Metall den 8-Stunden-Tag für eine wichtige Errungenschaft halten, die wir verteidigen wollen!
In der Debatte um längere Arbeitszeiten wird häufig angebracht, dass in Deutschland die durchschnittliche Wochenarbeitszeit sinkt – das stimmt zwar, liegt aber an dem Anstieg der Teilzeitquote. Genau hier sehen viele ein großes, ungenutztes Arbeitskräftepotential, um die deutsche Wirtschaftsleistung wieder anzukurbeln.
Mehr arbeiten? Das würden viele Teilzeitkräfte heute schon gerne. Der Grund die Arbeitszeit zu reduzieren, liegt bei den meisten jedoch nicht an persönlicher Bequemlichkeit. Kinderbetreuung, Hausarbeit und die Pflege von Angehörigen sind vor allem für Frauen Anlässe in Teilzeit zu arbeiten. Dadurch investieren erwerbstätige Frauen nach wie vor mehr Stunden pro Woche in unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Rechnet man die bezahlte und unbezahlte Arbeit von Frauen zusammen, kommt man sogar auf eine höhere wöchentliche Arbeitszeit als bei Männern.
Gleichzeitig hängen viele Frauen in der Teilzeitfalle fest. Ihr Teilzeitgrund ist inzwischen aus dem „gröbsten“ raus. Hier fehlt ein Recht auf Aufstockung der Arbeitszeit. Andere könnten ihre Arbeitszeiten erhöhen, wären flexiblere Regelungen zur Lage der Arbeitszeit möglich.
Zudem verkennen die Debatten über „mehr arbeiten“, dass unser aktuelles Steuersystem falsche Anreize setzt: Neben dem Ehegattensplitting und der Lohnsteuerklassenkombination III und V führt auch die beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenversicherung dazu, dass es sich für Frauen mit einem Ehemann mit gutem Einkommen teilweise nicht lohnt eine Teilzeitstelle oberhalb des Minijobs anzunehmen.
Und wenn die vollzeitbeschäftigten Männer länger arbeiten, bleibt ihnen weniger Zeit für die Sorgearbeit. Die Abwesenheit gleichen dann in den meisten Fällen die Frauen aus. Damit wird ihre Erwerbsfähigkeit weiter eingeschränkt und kann zu einem noch stärkeren Rückzug von Frauen aus dem Arbeitsmarkt führen. In Sachen Wirtschaftswachstum und Fachkräftemangel wäre damit nichts gewonnen.
Noch mehr Fakten zur Arbeitszeitdebatte gibt es in unserem FAKTENBLATT zum Herunterladen.