29.08.2024 | Nach der Sommerpause sind die Delegierten der IG Metall Zwickau wieder zusammengekommen. Im Zwickauer Rathaussaal standen am Donnerstagnachmittag eine Vielzahl von Themen auf der Tagesordnung: Anstehende Tarifrunde in der M+E Industrie, die Landtagswahl in Sachsen, die wirtschaftliche Situation in der Automobil- und Zulieferindustrie und die Diskussionen um Elektromobilität und die Zukunft des VW-Werks Zwickau. Zum Start in die Tarifrunde war Nadine Boguslawski in Zwickau zu Gast, IG Metall Hauptkassiererin und im Vorstand zuständig für Tarifpolitik.
Stabil bleiben, Haltung zeigen, sich weiter mit aller Kraft für mehr Mitbestimmung, bessere Arbeitsbedingungen und Tariflöhne einsetzen: Die Delegierten der IG Metall Zwickau haben sich kurz vor der Landtagswahl in Sachsen geschlossen dafür ausgesprochen, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen für eine solidarische Gesellschaft einzutreten.
„Wir müssen und können der Stimmung in diesem Land etwas entgegensetzen: In dieser IG Metall haben wir engagierte Menschen, die solidarisch miteinander sind und Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen und ebenso für die Kolleginnen und Kollegen rechts und links neben ihnen“, sagte Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau zur dritten Delegiertenversammlung des Jahres am Donnerstagabend im Zwickauer Rathaus.
Zugleich gab die Delegiertenversammlung den Startschuss für die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Anfang September stehen die ersten Verhandlungen an. Am 14. September gibt es einen groß angelegten Tarifauftakt für den Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen in Potsdam. Mehr als 250 aktive Kolleginnen und Kollegen der
IG Metall Zwickau werden sich auf den Weg machen, um gemeinsam die Forderung von 7 Prozent mehr Entgelt und 170 Euro mehr für Auszubildende auf die Straße zu tragen.
„Wenn die Unzufriedenheit steigt, ist es unser Job als IG Metall mit guten Tarifverträgen für Sicherheit im Wandel zu sorgen. Und die Aufgabe der Arbeitgeber ist es, ihren Teil zur Stabilisierung dieser Demokratie beizutragen, anstatt schon im Vorfeld der Tarifrunde von Nullrunden zu sprechen“, sagte Nadine Boguslawski, Hauptkassiererin der IG Metall und im Vorstand zuständig für den Bereich Tarifpolitik, vor den rund 75 Delegierten der Geschäftsstelle Zwickau.
„Bei dieser Tarifrunde geht es auch in unserer Region um tausende Menschen, die zugleich Vorbild sind für so viele Beschäftigte, für die Tariflöhne und Mitbestimmung im Betrieb noch immer Fremdwörter sind. Doch unsere Überzeugung ist: Nur vom Meckern ändert sich nichts! Wir müssen als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schon selbst dafür kämpfen, etwas vom Kuchen abzubekommen – geschenkt wird den Beschäftigten gerade unter den aktuellen politischen Vorzeichen gar nichts“, so Thomas Knabel.
Das, was gerade stattfindet, ist keine gute Politik, auch keine gute Industriepolitik, betonte Thomas Knabel. Die Antwort könne aber nicht ein Zurück in die Vergangenheit sein, appellierte er an die anwesenden Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Auch die ehrenamtlich gewählten Delegierten waren sich einig: Der Ausgang der Landtagswahl – wie auch immer das genaue Wahlergebnis am Sonntagabend aussehen sollte – wird die Handlungsmöglichkeiten von Gewerkschaften wie der IG Metall eher einschränken als verbessern.
„Es gibt Akteure, die die IG Metall gezielt schwächen, die die Rechte von Beschäftigten einschränken wollen – wir werden also auch nach dem 1. September weiterhin laut und sichtbar sein müssen und Druck aufbauen, um deutlich zu machen wer Lösungen hat und wer sich nur auf Kosten der arbeitenden Menschen profilieren will“, so Thomas Knabel. „Wir werden uns nicht einreden lassen, dass eine unsolidarische Welt eine bessere Welt ist. Wir werden uns weiter für ein gutes Miteinander einsetzen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine starke Stimme geben!“
Neu aufgestellt hat sich das Revisionsteam: Der federführende Revisor Uwe Kunstmann, Betriebsratsvorsitzender beim Zwickauer VW-Werk, hat den Staffelstab an Sebastian Krems, Betriebsratsvorsitzender bei Clarios, weitergegeben. Mit dabei als Revisorinnen und Revisoren sind Kristin Oder (Volkswagen), Claudia Hennig (Volkswagen) und Andrea Vogelsang (Volkswagen Bildungsinstitut). Um den Übergang vom alten zum neuen Revisionsteam reibungslos zu gestalten, hat sich Kollegin Elke Merkel (Schnellecke) bereit erklärt, in den kommenden Monaten beratend zur Seite zu stehen. An dieser Stelle vielen Dank für euren ehrenamtlichen Einsatz und eure Unterstützung, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ein großes Danke auch an die Vertrauensleute des Zwickauer VW-Werks, die mit einer Aktion zum Vor-Ort-Termin des Managements am 21. August in Mosel klar machten: Diese Region braucht Zukunft! Mit einer extra aufgelegten Zeitung, die Vertrauensfrauen und -männer recherchiert und geschrieben haben, haben sich die Kolleginnen und Kollegen in der Belegschaft im Vorfeld der Wahl nicht nur Freund*innen gemacht - aber sie sind mutig eingestanden für ihre Überzeugungen. Auf zwölf Seiten blickt die WIR! Zeitung in andere Länder und analysiert, was eine rechte Regierung für die Arbeitnehmerschaft bedeutet und was uns damit in Sachsen blühen könnte... Wen es interessiert, ladet euch die Zeitung gern hier auf der rechten Seite herunter.
Zudem verabschiedeten sich die Delegierten mit einer gemeinsamen Gedenkminute von Karl "Charly" Hegner, der am 26. Juni im Alter von 74 Jahren verstorben war. Thomas Knabel erinnerte an die Anfangszeiten der IG Metall Zwickau, die Karl seit April 1991 als Gewerkschaftssekretär entscheidend mitgeprägt hat.
Die nächste Delegiertenversammlung ist für Mitte Dezember geplant.