Neue Studie zu Entgelten

Erzgebirge trauriger Spitzenreiter - Schluss mit dem Billiglohnland Sachsen!

11.01.2022 | Sachsen und das Erzgebirge sind wieder einmal Spitzenreiter! Nur entspricht dieser 1. Platz so gar nicht dem Selbstverständnis des Freistaats: In keinem anderen Bundesland verdienen so viele Menschen so wenig Geld für ihre geleistete Arbeit. Weibliche Beschäftigte sind noch schlechter gestellt, mehr als jede zweite Frau im Erzgebirge arbeitet nur für Niedriglohn! Das zeigt eine neue Studie. Wir finden: Damit muss endlich Schluss sein!

Cartoon: IG Metall

Wie eine gerade veröffentlichte Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zeigt, liegt der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohnsektor in Sachsen bei 32,6 %. Der Erzgebirgskreis landet bei diesem bundesweiten Vergleich aller Landkreise mit einem Anteil von 43,2 % sogar ganz vorn!

Das Vogtland folgt mit 40,2 % auf Platz 5 dieser Liste. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der alten Bundesländer arbeiten 16,4 % der Vollzeitbeschäftigten für einen Niedriglohn, in den neuen Bundesländern liegt die Quote bei 29,1 % - und damit immer noch unter der Zahl für Sachsen. Ausgewertet wurde die aktuellste Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit.

„Es ist ein Skandal, dass unsere Region nach wie vor Schlusslicht bei den Löhnen in Deutschland ist. Niedrige Löhne in Zeiten von steigenden Kosten an der Tankstelle und im Supermarkt benachteiligen immer wieder die gleichen. Zudem werden diese Beschäftigten doppelt abgestraft – heute mit niedrigen Löhnen und morgen mit niedrigen Renten im Alter“, kommentiert Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau.

Es müsse endlich Schluss sein mit dem Billiglohnland Sachsen und ein Strategiewechsel her – weg von Niedriglöhnen, hin zu einer deutlichen Ausweitung der Tarifbindung und einer weiteren Anhebung des Mindestlohns. Wichtigster Garant für gute Arbeitsbedingungen und eine gerechte Entlohnung ist die betriebliche Mitbestimmung, die gesetzlich geschützt, aber deshalb noch lange nicht selbstverständlich ist. Auch hier ist Sachsen nach wie vor Schlusslicht! Um das im Vorfeld der Betriebsratswahlen (ab März 2022) zu ändern, ist die IG Metall Zwickau aktuell mit einer Kampagne gerade vor den kleineren Betrieben der Region unterwegs. Mehr dazu in der angehängten Aktionszeitung.

„Fast täglich beschweren sich Arbeitgeber über fehlende Fachkräfte, sie akzeptieren aber zugleich die Abwanderung in andere Richtungen Deutschlands, weil dort Beschäftigte eben deutlich besser verdienen“, ergänzt Benjamin Zabel als Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau und Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Vogtland.

Mehr als jede zweite Frau im Erzgebirge arbeitet nur für Niedriglohn

Der Blick in die Details der Studie des WSI zeigt: Zwei Gruppen trifft es noch härter! Wer im Erzgebirge oder im Vogtland lebt und eine Frau ist oder nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hat, ist noch schlechter dran. Demnach arbeitet mehr als jede zweite Frau (52,8 %) im Erzgebirgskreis in der untersten Entgeltgruppe! Im Vogtland beträgt der Anteil der Frauen am Niedriglohnsektor 47,8 %.

Auch der Unterschied nach der Staatsangehörigkeit ist in Sachsen im Vergleich zum Rest der Bundesrepublik außergewöhnlich hoch: Im Freistaat sind 61,9 % der ausländischen Beschäftigten im Niedriglohnbereich beschäftigt. Bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus Tschechien sind es sogar 76,2 %, bei Menschen aus Polen 72,2 %. Auch mit dieser Haltung lassen sich dauerhaft wohl kaum Fachkräfte binden! Hier gibt es alle Details zur Studie aus erster Hand.

Ihr seid selbst im Niedriglohnsektor beschäftigt und möchtet Euch das nicht länger bieten lassen? Ihr kennt jemanden, der zu den mehr als 30 % der Beschäftigten im Niedriglohnbereich gehört? Dann teilt gern unsere Aktionszeitung und kommt mit unseren Erschließungssekretären Marcel Bathis und Stefan Fischer ins Gespräch. Packt es an und wir sind dabei gern an Eurer Seite!

Von: cdr

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