ZEICHEN DER SOLIDARITÄT

Offener Brief: Ein Zeichen für Toleranz von Zuhause aus setzen

14.12.2021 | Mit einem Offenen Brief wendet sich das Zwickauer Demokratiebündnis gegen die sogenannten "Spaziergänge", die auch in Zwickau trotz geltender Corona-Schutzverordnung derzeit wöchentlich stattfinden. Unter dem Deckmantel gegen Corona-Maßnahmen zu demonstrieren, versammeln sich dort in erster Linie Menschen mit extremistischen Weltanschauungen, die die aktuelle Situation für eigene Zwecke instrumentalisieren. Dem wollen wir nicht länger sprachlos zuschauen - daher haben wir gemeinsam mit vielen weiteren Zwickauerinnen und Zwickauern diesen Offenen Brief unterschrieben.

Seit einigen Wochen untersagt die Corona-Schutzverordnung Ansammlungen mit mehr als 10 Personen. Bei den sogenannten „Spaziergängen“, die regelmäßig montags stattfinden, wird in vielen Städten Sachsens gegen dieses Verbot verstoßen. Unter dem Deckmantel gegen die Coronamaßnahmen zu demonstrieren, versammeln sich Menschen mit extremistischen Weltanschauungen. Neben Anhänger*innen von Verschwörungstheorien, Reichsbürgern*innen und Rechtsorganisierten ist der Anteil derer, die eine differenzierte Meinung gegen die bestehenden Regelungen haben gering, bzw. distanziert sich dieser Teil nicht von den intoleranten und antidemokratischen Akteuren der Versammlungen.

Aus diesem Grund möchte das Bündnis für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region mit diesem OFFENEN BRIEF denjenigen Menschen, die trotz der Einschränkungen auf den demokratischen Prozess vertrauen, die Möglichkeit geben, für eine tolerante und weltoffene Gesellschaft einzustehen. Ohne dafür gegen Coronaschutzmaßnahmen verstoßen zu müssen, indem sie auf die Straße gehen.

Deshalb hat sich das Bündnis für Demokratie und Toleranz mit dem Bündnis Freiberg für alle solidarisiert und den Offenen Brief aus Freiberg in großen Teilen übernommen. 

Du möchtest diesen offenen Brief als Privatperson, mit deinem Verein oder sonstigen Institution gern unterzeichnen? Dann schreibe bitte eine Nachricht mit deinem Namen und Betreff: “Offener Brief” an demokratie@alter-gasometer.de

 

OFFENER BRIEF

Liebe Zwickauerinnen und Zwickauer,

warum neue Worte finden, wenn es Menschen gibt, die die Situation, in der sich der größte Teil der Bürgerinnen und Bürger sieht, bereits bestens beschrieben haben.

Deswegen haben wir uns mit dem Bündnis „Freiberg für alle“ solidarisiert und sind dankbar, den Offenen Brief nutzen zu dürfen, um auch in Zwickau einen Aufruf zur Solidarität zu starten.

Wenn Sie sich in den Aussagen des Folgenden wiederfinden, bitten wir um Ihre Unterstützung und Unterschrift! Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen für ein solidarisches und verantwortungsvolles Handeln setzen!

Mit Unverständnis, Sorge und immer größerem Entsetzen beobachten wir die montäglichen “Corona-Spaziergänge” durch Zwickau und viele weitere Städte. Seit Monaten befinden wir uns in einer Pandemie und seit Kurzem spitzt sich die Situation zu wie nie zuvor. Die Krankenhäuser arbeiten am Limit und die Belastung der Pflegekräfte ist an einer Grenze, die für die gesamte Gesellschaft bedrohlich und anteilig bereits überschritten ist. Ausgerechnet in dieser Zeit gehen einige der Zwickauer Mitbürgerinnen und Mitbürger gemeinsam mit Rechtsextremen auf die Straße und tragen damit erst recht zur Verbreitung des Virus bei.

Jetzt steht Weihnachten vor der Tür und vieles, was diese Zeit schön und besonders macht, ist nicht möglich. Unsere Kinder können nicht zu Weihnachtsveranstaltungen und wir können nicht mit unseren Familien zum gemütlichen Bummel auf den Zwickauer Weihnachtsmarkt gehen. Wieder müssen wir kreativ werden und uns zu Hause bei Laune halten, so gut es geht.

Der Blick über den Tellerrand zeigt: So niedrig wie in Sachsen ist die Impfquote nirgendwo anders in Deutschland. Gleichzeitig stecken sich hier so viele Leute mit dem Virus an wie nirgendwo sonst. Dass hier ein Zusammenhang besteht, liegt klar auf der Hand!

Jetzt befinden wir uns in einem lockdownähnlichen Zustand, Existenzen von Gewerbetreibenden sind gefährdet, Kultureinrichtungen wieder geschlossen, wir können zum Teil unsere Berufe nicht ausüben, Kindergärten und Schulen sind geschlossen oder im eingeschränkten Regelbetrieb und wir wissen nicht, wie lange dieser Zustand dieses Mal andauert.

Wir sind sauer, wir sind wütend und wir wollen das nicht länger hinnehmen! Wir fordern die Spaziergänger auf, dieses weitere Befeuern der Pandemie zu unterlassen. Von der Politik erwarten wir, diese illegalen Demonstrationen nicht länger zu dulden. Es gelten Regeln und die gelten für alle. Wenn eine Versammlung momentan nur an einem Ort und nur für zehn Personen erlaubt ist, dann gilt das für alle. Diese Ungleichbehandlung erzeugt Frust, Unverständnis und stößt alle diejenigen vor den Kopf, die sich seit Monaten an die Einschränkungen halten.

Wir tun es nicht gerne, aber wir tragen die temporären Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus aus Verantwortungsgefühl unseren Mitmenschen gegenüber mit und im Vertrauen darauf, dass die von der Wissenschaft empfohlenen und von der Politik beschlossenen Maßnahmen notwendig sind, um noch viel größeren Schaden abzuwenden. Ebenso vertrauen wir darauf, dass diese Maßnahmen auch von den zuständigen Politikern und Institutionen der Region durchgesetzt und wie versprochen sofort wieder aufgehoben werden, sobald es gesundheitlich vertretbar ist.

Lasst Zwickau nicht zum Abenteuerspielplatz der Rechtsextremen und Coronaleugnenden werden! Wir akzeptieren nicht, dass das Image der Stadt in Mitleidenschaft gezogen wird. Wir wollen, dass weiterhin Reisende und Studierende aus aller Welt gerne hierherkommen und unserer Gastronomie sowie den Hotels, der Kultur und der Wirtschaft wichtige Einnahmen bescheren. Wie in Freiberg, Plauen und einigen anderen Städten Sachsens wird ein Bild vermittelt, das das verantwortungsvolle Verhalten von Vielen nicht widerspiegelt. Die Ignoranz einer Minderheit sorgt für ein Bild, welches dem Verantwortungsbewusstsein einer großen Mehrheit nicht gerecht wird.  Das darf nicht sein! Wir sind, gemeinsam mit den anderen Städten in Sachsen, eine offene, freie Stadt und das wollen wir auch bleiben.

Von: cdr

Unsere Social Media Kanäle