MINDESTLOHN

Rund 6,6 Millionen Beschäftigte profitieren von 12 Euro Mindestlohn

28.09.2022 | Seit langem haben sich die Gewerkschaften für den Mindestlohn stark gemacht: Nun steigt der Mindestlohn am Samstag auf 12 Euro. Von der Erhöhung am 1. Oktober profitieren nach einer neuen Studie rechnerisch 6,64 Millionen Menschen in Deutschland. So viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland verdienen demnach derzeit weniger als 12 Euro brutto pro Stunde. Das hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung berechnet.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der sich immer für den Mindestlohn und seine Erhöhung stark gemacht hatte, wertete die Erhöhung als „Einen Lichtblick in diesen schwierigen Zeiten“, wie DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell mit Blick auf die Energiepreiskrise sagt.

Unter denjenigen, die jetzt von der Erhöhung profitieren, sind 2,55 Millionen vollzeitbeschäftigt. Bundesweit erhält derzeit knapp jeder zehnte Vollzeitbeschäftigte weniger als 12 Euro pro Stunde. Unter Teilzeitbeschäftigten sind es 20,1 Prozent, unter Minijobbern sogar 80 Prozent.

Quer durch alle Branchen erhalten laut DGB jedoch nach wie vor viele den gesetzlichen Mindestlohn nicht. Nötig seien mehr Kontrollen. „Die Bundesregierung muss die zuständige Behörde Finanzkontrolle Schwarzarbeit personell deutlich stärken“, fordert Körzell. Zugleich mahnte er weitere finanzielle Entlastungen an, da der Mindestlohn die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel nicht abfedern könne. Höchste Zeit sei es für eine Energiepreispauschale und einen Energiepreisdeckel, wozu die „Übergewinne der großen Energie- und Mineralölkonzerne“ abgeschöpft werden müssten.

„Der Mindestlohn von 12 Euro bringt vielen Beschäftigten eine spürbare Lohnsteigerung in einer Zeit, in der das wegen hoher Preise bei Energie und Lebensmitteln besonders wichtig ist. Und das ohne absehbare Auswirkungen auf die Beschäftigung, wie zum Beispiel eine aktuelle Befragung unter den Arbeitsagenturen ergibt“, sagt WSI-Arbeitsmarktexperte Dr. Eric Seils, der die Studie zusammen mit seinem Kollegen Dr. Toralf Pusch verfasst hat. „Die Mindestlohnerhöhung trägt regional breit gefächert zur Stabilisierung der Kaufkraft bei“, ergänzt Pusch. Damit setze sich ein Effekt fort, den das WSI in einer kürzlich veröffentlichten Studie im Auftrag der Mindestlohnkommission schon für die Jahre nach der Einführung der gesetzlichen Untergrenze nachgewiesen hat: Spürbare Einkommensverbesserungen, die insbesondere in ärmeren Regionen mit hoher Bedeutung des Mindestlohns wirken und den Konsum stärken.

Wer es ganz genau wissen möchte:

Toralf Pusch, Eric Seils: Mindestlohn 12 Euro. Auswirkungen in den Kreisen. WSI Policy Brief Nr. 72, September 2022.

Von: cdr

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