FÜR MEHR MITBESTIMMUNG IM BETRIEB

Start für Betriebsratswahlen 2022 - Auswirkungen durch Ukraine-Krieg

01.03.2022 | Tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben in den kommenden Wochen die Wahl: Ab 1. März starten bundesweit Betriebsratswahlen. In der Region Zwickau und im Vogtland sind die Beschäftigten von mehr als 100 Betrieben aufgerufen, ihren neuen Betriebsrat zu wählen. Den Anfang machen in dieser Woche u.a. die Kolleginnen und Kollegen bei Kontraktlogistiker Schnellecke und Automobilzulieferer SAS. Doch die Wahlen stehen auch im Zeichen des Ukraine-Konflikts: Materialengpässe sorgen für Kurzarbeit, die Abstimmung kann nicht im Betrieb erfolgen.

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Wer Zukunft will, wählt bei der Betriebsratswahl 2022 bei Volkswagen Sachsen TEAM IG METALL. Die Kolleginnen und Kollegen bei VW blicken zurück auf vier spannende Jahre.

Mitten im historischen Umbruch der Industrie haben am 1. März deutschlandweit die Betriebsratswahlen begonnen. „Die Arbeit von Betriebsräten ist heute wichtiger denn je: In einer Zeit des strukturellen Wandels, wie gerade in der Automobilindustrie, sorgen sie für sichere Arbeitsplätze, besseres Entgelt und familiengerechtere Arbeitszeiten“, sagt Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau.

Doch auch die von langer Hand vorbereiteten Wahlen – so wurden seit Herbst u.a. knapp 200 Wahlvorstände geschult – stehen im Zeichen des Ukraine-Konflikts: Die Lieferengpässe in der Automobilindustrie verschärfen sich weiter. Die Bänder im Volkswagen-Werk Zwickau und bei mehreren Zulieferern stehen in dieser Woche still. Noch offen ist, wie es im März weitergeht. „Kurzarbeit bedeutet, dass die Kolleginnen und Kollegen an den vorgesehenen Wahlterminen nicht im Betrieb anwesend sind. Darauf müssen jetzt alle Beteiligten äußerst kurzfristig reagieren und beispielsweise auf Briefwahl umstellen“, erklärt der Zweite Bevollmächtigte Benjamin Zabel.

Auch geplante Vor-Tor-Aktionen, die auf die Wichtigkeit der BR-Wahlen aufmerksam machen wollen, müssen nach heutigem Stand umgeplant werden. „Angesichts einer solchen Bedrohung, wie wir sie derzeit erleben, mögen solche Fragen zweitrangig erscheinen. Aber wir leben in einer Zeit des Umbruchs und müssen gemeinsam dafür sorgen, dass wir den notwendigen Wandel in den Betrieben nicht verschlafen. Das geht nur mit einer starken Mitbestimmung und Betriebsräten, die sich für ihre Belegschaft einsetzen. Grundlage dafür ist eine gültige Wahl“, so Benjamin Zabel weiter.

Gewählte Betriebsräte haben verbriefte Rechte gegenüber dem Arbeitgeber und können konkret mitbestimmen. Darum gibt es mit Betriebsräten bessere Arbeitsbedingungen, sicherere Arbeitsplätze und in der Regel mehr Geld: Betriebe mit Betriebsrat zahlen im Durchschnitt knapp 9 % höhere Entgelte. Während der Corona-Kurzarbeit erhielten 60 % der Beschäftigten eine Aufzahlung auf das Kurzarbeitergeld. In Betrieben ohne Betriebsrat waren es nur 32 % und mitbestimmte Betriebe machen im Schnitt sogar 14 % mehr Gewinn. Das zeigen Untersuchungen.

Darüber hinaus spielt die Mitbestimmung im Betrieb aber auch gesamtgesellschaftlich eine wichtige Rolle. „Die betriebliche Mitbestimmung ist eine entscheidende Antwort auf die Verunsicherung, die in unserer Gesellschaft um sich greift,“ ist Thomas Knabel überzeugt.

Ein gutes Beispiel dafür, was Betriebsräte gemeinsam mit der IG Metall und einer entschlossenen Belegschaft leisten können, liefert Volkswagen. Angleichung der Arbeitszeit, Umbau auf E-Mobilität oder Neueinstellungen – alles Themen, die der Betriebsrat im Werk Zwickau in den vergangenen vier Jahren erfolgreich anpacken konnte, wie eine aktuelle Reihe von Videoclips zeigt, die ihr über unseren YouTube-Kanal ansehen könnt.

Die Betriebsratswahlen finden alle vier Jahre im Zeitraum vom 1. März bis 31. Mai statt. Ab fünf Beschäftigten kann ein Betriebsrat gewählt werden. Wahlberechtigt sind alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne Leitungsfunktion, die das 16. Lebensjahr vollendet haben (erstmalig in diesem Jahr, bislang war dies ab 18 Jahren möglich). Kandidieren dürfen Beschäftigte, die seit mindestens sechs Monaten im Unternehmen arbeiten.

Von: cdr

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