Tarifkommissionssitzung Metall- und Elektroindustrie

Start in die Tarifrunde 2021

16.10.2020 | Die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ist in die Tarifrunde 2021 der Metall- und Elektroindustrie gestartet. Die Mitglieder der Tarifkommissionen haben am 15. Oktober die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und daraus resultierende Schlussfolgerungen diskutiert.

Sitzung der Tarifkommissionen Berlin, Brandenburg und Sachsen - mit Abstand und unter Einhaltung der Hygieneregeln - Fotos: Christian von Polentz

Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin-Brandenburg-Sachsen

Carmen Bahlo, Betriebsratsvorsitzende ZF Brandenburg

Enrico Wiesner, Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertreter Siemens

Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter IG Metall Zwickau

Die erste Tarifkommissionssitzung fand in Berlin – wegen der Corona-Pandemie – virtuell und zum Teil in Präsenz statt. Deutlich wurde, dass die wirtschaftliche Situation in den Betrieben sehr differenziert ist. Einig waren sich alle Beteiligten, dass trotz aller wirtschaftliche Schwierigkeiten jetzt eine Entgelterhöhung notwendig ist.

Es wurde auch deutlich, dass die wirtschaftliche Situation in vielen Unternehmen wohl erstmal angespannt bleibt. Daher wurden von den Tako-Mitgliedern auch Forderungen gestellt, die Beschäftigung zu sichern. In diesem Zusammenhang wurde die Option einer 4-Tage-Woche, die von Jörg Hofmann vorgeschlagen wurde, aufgenommen. Es wurde diskutiert, wie dieses Modell angesichts der gültigen 38-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie übersetzt werden könnte.

Am Ende haben die Tarifkommissionen beschlossen, die Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung und zur Zukunft der Arbeit sowie die Tarifverträge über die Entgelte und Auszubildendenvergütung zu kündigen. Jetzt werden mögliche Forderungen in den Betrieben im Bezirk diskutiert.

Am 17. November treffen sich die Tarifkommissionen, um die endgültige Forderung für die Tarifrunde 2021 zu beschließen.


Kommentar Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Diskussion in den Tarifkommissionen hat deutlich gemacht und unterstrichen, dass wir jetzt in eine aktive Tarifrunde 2021 starten. Eine mögliche Volumenforderung könnte Beschäftigungssicherung und Entgeltforderung klug verbinden. Das Thema Angleichung der Arbeitszeit steht weiterhin oben auf unserer Agenda. In der Diskussion um eine mögliche 4-Tage-Woche mit Teillohnausgleich wurde nochmals plastisch, wie wichtig Zeiten der Erholung sind in der anziehend verdichteten Arbeitswelt von heute. Die überall durchgehend hohe Inanspruchnahme der T-ZUG-Tage unterstreicht dieses Bedürfnis nach Entlastung. Eine Forderung nach Anhebung der Tabellenentgelte kann einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Binnennachfrage leisten. Die Übernahme Auszubildender und dual Studierender sichert Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte. Beides wird in dem Strukturwandel, in dem wir stecken, dringend gebraucht. Bitte werbt nochmal ausdrücklich für die Teilnahme an der derzeit laufenden Beschäftigtenbefragung, damit sie uns in der Tarifrunde entsprechenden Rückenwind verschafft und diskutiert die möglichen Tarifforderungen in den kommenden Wochen bitte weiter intensiv auf den Hallenböden und in den Büros.

Eure Birgit Dietze

 

Stimmen aus denTarifkommissionen
Carmen Bahlo, Betriebsratsvorsitzende ZF Brandenburg
„Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir den Osten nicht abkoppeln und die Arbeitsbedingungen endlich angleichen. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben gerade jetzt in der Krise den Wert von mehr Selbstbestimmung ihrer Zeit, den der erweiterte T-ZUG ihnen ermöglicht hat, noch einmal mehr schätzen gelernt.“

Jens Köhler, Betriebsratsvorsitzender BMW Leipzig
„Die Angleichung muss an erster Stellen bleiben. Bei uns im Werk wird Beschäftigung aufgebaut, aber ausschließlich über Leiharbeit. Wir laufen auf über 100 Prozent. Die Kolleginnen und Kollegen dürsten nach mehr freier Zeit. Das belegt auch, dass 94 Prozent unserer Kollegen in diesem Jahr beim T-ZUG die Option Zeit gezogen haben.“

Enrico Wiesner, Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertreter Siemens
„Ausbildung darf nicht der Krise zum Opfer fallen. Zukunft braucht Perspektive. Transformation ist ohne die Fachkräfte von morgen nicht denkbar. Eine Generation Corona zu verhindern, hat für uns oberste Priorität.“

Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter IG Metall Zwickau
„Die wirtschaftliche Lage im Bereich unserer Geschäftsstelle ist höchst unterschiedlich und hat alle Facetten. Gleichzeitig erwarten die Kolleginnen und Kollegen, dass sich die IG Metall in dieser Tarifrunde zeigt. Corona kann nicht die Ausrede gegen die Weiterentwicklung unserer Arbeitsbedingungen sein. Entgeltentwicklung und Sicherheit müssen sich dabei nicht ausschließen. Die Diskussion hat zugleich gezeigt, dass die Forderung nach einer längst überfälligen Angleichung nichts an seiner Aktualität verloren hat.“

Kristin Oder, Betriebsrätin VW Sachsen in Zwickau
„Der private Konsum ist rückläufig, viele Menschen haben Angst, ihr Geld auszugeben. Deshalb ist gerade in der Krise auch eine Entgelterhöhung wichtig.“

Von: fh

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