TARIFRUNDE

Tarifabschluss bei Schnellecke: Historisches Ergebnis mit Signalwirkung

16.06.2022 | Dieser Tarifabschluss kann sich sehen lassen: Deutlich mehr Entgelt in 2022 und eine weitere tabellenwirksame Lohnsteigerung in 2023. Zudem kommt die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich! Die Tarifeinigung mit Kontraktlogistiker Schnellecke ist ein großartiger Erfolg, den die Beschäftigten mit sehr viel Durchhaltewillen und großer Entschlossenheit erzielt haben.

Durch Warnstreiks ordentlich Druck gemacht - mit fast 100 Prozent Beteiligung standen die Kolleginnen und Kollegen ab Mitte April fest zusammen: Nun können sich die Beschäftigten von Schnellecke über einen historischen Tarifabschluss freuen. Fotos: IG Metall Zwickau

Elf Prozent mehr in 2022. Weitere 3,2 Prozent in 2023. Mehr Geld für die Auszubildenden. 35-Stunden-Woche. Einmalzahlung für IG Metall Mitglieder! Das ist mal ein Tarifabschluss - herzlichen Glückwunsch an alle Kolleginnen und Kollegen bei Schnellecke, ihr habt wirklich Biss gezeigt!

Allein die mehr als 950 Kolleginnen und Kollegen an den beiden westsächsischen Schnellecke-Standorten Glauchau und Mosel haben mit mehreren Warnstreiks bewiesen: Ohne uns geht nichts – insgesamt standen die Bänder bei Schnellecke und damit auch bei Volkswagen mehr als 20 Stunden still. An dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an die Vertrauensleute von Volkswagen für Eure Solidarität und Unterstützung!

„Das ist ein historisches Ergebnis in der sächsischen Kontraktlogistik und bei Schnellecke! Es zeigt, dass man auch in einer Zeit, die insbesondere für die Beschäftigten schwierig ist, mit einem hohen Organisationsgrad der IG Metall ordentlich Druck auf den Arbeitgeber aufbauen und ein großartiges Tarifergebnis erkämpfen kann“, sagte Benjamin Zabel, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau. Nach Einschätzung der IG Metall Zwickau haben sich in Glauchau und Mosel fast 100 Prozent der Beschäftigten an den Warnstreikaktionen seit Mitte April beteiligt.

Schnellecke verzeichnete zuletzt eine nicht unerhebliche Abwanderung von Fachkräften – auch bedingt durch ein Entgelt, das bislang rund ein Viertel unter dem Niveau der Metall- und Elektroindustrie liegt. Gleichzeitig sind die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb mit den massiv gestiegenen Preisen konfrontiert. Mit diesem Tarifabschluss steigt das Einstiegsentgelt für Facharbeiterinnen und Facharbeiter nun auf 2.450 Euro, das entspricht einer Lohnerhöhung um elf Prozent – damit ist eine entscheidende Forderung der IG Metall vollständig erfüllt.

2023 erhalten die Beschäftigten eine weitere Lohnerhöhung um 3,2 Prozent. Zudem gibt es 17 Prozent mehr Ausbildungsvergütung ab 1. Juli 2022 für die Auszubildenden. IG Metall-Mitglieder bekommen darüber hinaus einmalig einen Mitgliederbonus von 250 Euro, Auszubildende 125 Euro.

Die 35-Stunden-Woche kommt!

Arbeitgeber und IG Metall haben außerdem eine stufenweise Absenkung der Arbeitszeit vereinbart: Ab 2023 sinkt die Wochenarbeitszeit auf 37 Stunden von derzeit 37,5 Stunden. Die 35-Stunden-Woche gilt dann ab 2026, analog zum Zwickauer Fahrzeugwerk des Autoherstellers Volkswagen. „Erstmals ist es gelungen, ein Tarifergebnis bei VW fast 1:1 auf die Beschäftigten bei Schnellecke zu übertragen. Die Arbeitszeitverkürzung erfolgt in gleichen Schritten wie bei Volkswagen Sachsen und das ohne Entgeltkompensation, also bei vollem Lohnausgleich“, sagt der zuständige IG Metall-Gewerkschaftssekretär Sascha Hahn.

Auf den gesamten Zeitraum bis 2026 betrachtet, steigt damit das Stundenentgelt faktisch um mehr als 20 Prozent! Der abgeschlossene Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Februar 2024.

 

Die Eckpunkte des Tarifabschlusses

Deutliches Lohnplus in 2022

Das Einstiegsentgelt für Facharbeiterinnen und Facharbeiter (Entgeltgruppe 5) steigt zum 1. August 2022 auf 2450 Euro. Das ist eine Erhöhung um 11 Prozent. Die Beschäftigten in den anderen Tarifgruppen erhalten eine entsprechende Lohnerhöhung. Für die Kolleginnen in der Entgeltgruppe 2 ist eine überproportionale Lohnerhöhung auf 2010 Euro vorgesehen. Dies dient angesichts der hohen Inflation dem sozialen Ausgleich.

Mehr Geld für die Auszubildenden

Die Ausbildungsvergütungen steigen zum 1. Juli auf 900 Euro (1. Ausbildungsjahr), 950 Euro (2. Ausbildungsjahr), 1000 Euro (3. Ausbildungsjahr) und 1050 Euro (4. Ausbildungsjahr).

Weitere Lohnsteigerung 2023

Löhne und Ausbildungsvergütungen steigen im kommenden Jahr zum 1. September 2023 noch einmal um 3,2 Prozent. Dies war lange der Knackpunkt in den Verhandlungen gewesen. Die Arbeitgeber wollten eine weitere Lohnanhebung im nächsten Jahr verhindern. Die IG Metall lehnte eine Lohnpause in Zeiten ständig steigender Preise ab und setzte am Ende die zweite Anhebung 2023 durch.

Einmalzahlung für IG Metall-Mitglieder

Die IG Metall-Mitglieder unter den Schnellecke-Beschäftigten erhalten mit der Juli-Entgeltabrechnung eine Einmalzahlung von 250 Euro, die IG Metall-Mitglieder unter den Auszubildenden bekommen 125 Euro. Diese Einmalzahlung hilft dabei, die Belastungen durch die stark steigenden Preise abzufedern.

Laufzeit bis Februar 2024

Dieser Entgelt-Tarifvertrag ist erstmals Ende Februar 2024 kündbar.

Arbeitszeit: Die 35 Stunden-Woche kommt

IG Metall und Arbeitgeber haben sich auch auf einen neuen Manteltarifvertrag zur Regelung der Arbeitszeit geeinigt. Demnach sinkt die Wochenarbeitszeit schrittweise von derzeit 37,5 Stunden auf 35 Stunden zum 1. Januar 2026. Es können in geringem Umfang befristet Teilkompensationen aufgrund der dadurch entstehenden Mehrkostenbelastungen durch die Betriebsparteien vereinbart werden. Für einzelne Standorte ist ausschließlich eine befristete und teilweise Kostenentlastung durch Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen vereinbart. Die Details regeln die Werksleitungen mit den Betriebsräten.

Die Schritte zur 35

Die wöchentliche Arbeitszeit sinkt von derzeit 37,5 Stunden auf 37 Stunden ab 1. Januar 2023 an, auf 36 Stunden ab 1. Januar 2024 an und auf 35 Stunden ab 1. Januar 2026 an.

Von: cdr

Unsere Social Media Kanäle