TARIFRUNDE METALL UND ELEKTRO 2021

Weiterer Warnstreik bei Clarios - Tarif-Update: Erste Signale der Arbeitgeber

25.03.2021 | Am Mittwoch standen die Kolleginnen und Kollegen des Batterieherstellers Clarios wieder vor dem Tor, um für ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde zu streiken! Bei gutem Wetter und guter Beteiligung sendete die Belegschaft ein klares Signal an die Arbeitgeber. Und der Tarifpartner lässt nun zumindest erste Anzeichen eines Fortschritts erkennen.

Erneuter Warnstreik bei Batteriehersteller Clarios. Fotos: IG Metall Zwickau/Igor Pastierovic

Bereits zum zweiten Mal binnen zwei Wochen waren die Kolleginnen und Kollegen von Clarios am Standort Zwickau zum Warnstreik aufgerufen. „Unser großes Thema ist die Angleichung Ost-West. Wir fordern ein Angleichungsgeld. Die Arbeitgeber hätten uns diese drei Stunden schon all die Jahre geben können“, so Rainer Zenner, Betriebsratsvorsitzender bei Clarios.

Der Batteriehersteller produziert aktuell in rollender Woche und von Krise haben die Beschäftigten kaum etwas bemerkt. Im Gegenteil, der Druck nach einer Entgelterhöhung und der Angleichung ist hoch. Auch deswegen beteiligte sich die Belegschaft bereits am 10. März lautstark an einem ersten Warnstreik in der laufenden Tarifrunde.

Nullrunde wackelt

Nach bundesweit fast 30 Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie ohne Fortschritt senden die Arbeitgeber nun doch erste Signale: Nun soll doch schon 2021 mehr Geld drin sein. Aber nach wie vor sind keine verbindlichen Regeln zu Beschäftigung und Zukunft in Sicht. Wir wollen eine Lösung bis Ostern!

"Substantielle Einmalzahlungen für dieses Jahr" wolle man der IG Metall in der nächsten Tarifverhandlung am Donnerstag im Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen anbieten, erklärte Arndt Kirchhoff, Präsident des Arbeitgeberverbands Metall NRW über die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Bislang hatten die Arbeitgeber auf einer Nullrunde 2021 bestanden. Dauerhafte Erhöhungen jedoch soll es nach wie vor erst geben, wenn das Niveau vor der Coronakrise erreicht ist, frühestens 2022. Zudem fordern die Arbeitgeber automatische Tarifabweichungen bei nicht genehmen Kennzahlen – ohne Beteiligung der IG Metall.

Knackpunkt Teilentgeltausgleich bei Arbeitszeitabsenkung

Einen Teilentgeltausgleich bei Arbeitszeitabsenkung zur Beschäftigungssicherung, etwa einer 4-Tage-Woche, lehnen sie kategorisch ab. Die IG Metall hat derweil ihre Vorschläge zur Finanzierung des Teilentgeltausgleichs konkretisiert. Entweder könnte die Erhöhung des Entgeltvolumens Tarifliche Zusatzgeld (T-ZUG A) fließen – oder in einen Fonds ähnlich wie bei der Altersteilzeit. Damit kann dann auch ein Teilentgeltausgleich bei Arbeitszeitabsenkung zur Beschäftigungssicherung finanziert werden.
 

Arbeitgeber wollen nichts Verbindliches zu Beschäftigung und Zukunft

Verbindliche Regeln zur Sicherung von Beschäftigung und Zukunft wollen die Arbeitgeber nicht. Zwar gab es erneut "konstruktive Gespräche". Die IG Metall schlägt vor, dass Gespräche über Zukunftspläne Voraussetzung für Tarifabweichungen im Rahmen von Ergänzungstarifverträgen sein müssen. Ziel ist, dass die IG Metall früher eingreifen kann – und nicht erst, wenn der Betrieb in die Krise ist rutscht. 

"Von den Arbeitgebern liegt leider nichts auf dem Tisch. Beschäftigungssicherung: null Komma null. Bei Zukunftsvereinbarungen: Nichts", kritisiert der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann. 

Warnstreiks gehen weiter - Arbeitgeber unter Druck

Die IG Metall macht weiter mit Warnstreiks Druck – um eine Lösung bis Ostern zu erreichen. In den ersten drei Warnstreikwochen haben sich bereits fast 700.000 Beschäftigte beteiligt. Die Arbeitgeber sind unter Druck. Die Ausrede, dass dieses Jahr wegen Corona nichts zu verteilen sei, zieht nicht mehr. Die Metall- und Elektroindustrie hat sich seit dem dritten Quartal 2020 stabilisiert. Viele Betriebe arbeiten längst wieder voll.

Das ist auch in den Medien angekommen: "Es sind die Arbeitgeber, die jetzt schnell vom Baum klettern müssen", schreibt etwa die Süddeutsche Zeitung. "Gerade ihre Funktionäre im Süden malen den Untergang der Industrie an die Wand. Sie verlangen eine Nullrunde vergangenes und dieses Jahr nebst weiteren Kostensenkungen, um dann nächstes Jahr ein wenig mehr zu zahlen. Wie passt dazu, dass etwa der Daimler-Konzern im Corona-Jahr 2020 den Gewinn um 50 Prozent steigerte? Und 1,4 Milliarden Euro Dividende an seine Aktionäre verteilte, nachdem er durch staatlich alimentierte Kurzarbeit 700 Millionen Euro sparte? Es wird Zeit, dass die Arbeitgeber jetzt ernsthaft verhandeln, bevor das Land Schaden nimmt."

Von: cdr

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