DGB Ausbildungsreport

Viele Baustellen – Zufriedenheit der Auszubildenden in Sachsen sinkt

15.01.2025 | Die Zufriedenheit der Auszubildenden in Sachsen mit ihrer Ausbildung sinkt. Und: Die Übernahme nach der Ausbildung im Freistaat ist keine Selbstverständlichkeit – im Gegenteil. Das zeigt der neue sächsische Ausbildungsreport, den die DGB Jugend Sachsen jetzt veröffentlicht hat. Schwerpunktthema des Ausbildungsreports Sachsen 2024 war diesmal die fachliche Anleitung durch Ausbilderinnen und Ausbilder und die methodische Gestaltung der Ausbildung.

Der fokussierte Blick auf den Schwerpunkt der neuen Studie zeigt: Es braucht nicht viel, damit Auszubildende zufrieden sind. In der Regel reichen eine gute Anwesenheit und Erreichbarkeit ihrer Ausbilderinnen und Ausbilder sowie ein regelmäßiges Feedback zum Ausbildungsstand aus, damit die Auszubildenden zufrieden sind. Selbstverständlich ist das jedoch nicht, wie die Untersuchung offenbart. Deutlich über die Hälfte der Auszubildenden (56,2 Prozent) erhält weniger als einmal im Monat eine persönliche Resonanz zu ihrer Ausbildung. Dabei trägt bereits eine persönliche Rückmeldung pro Monat deutlich zu einer positiveren Einschätzung der jungen Leute bei.

Gefordert: mehr Zeit und mehr Weiterbildung für Ausbilderinnen und Ausbilder

Dabei stellt der Report auch klar: Auf den Schultern der Ausbilderinnen und Ausbilder lastet eine große Verantwortung, weil ihre Betreuung maßgeblichen Einfluss auf die Qualität der Ausbildung und damit auf die Perspektiven der jungen Menschen in ihrem Beruf hat. „Ausbilderinnen und Ausbilder brauchen deshalb zeitliche Ressourcen für eine intensive und individuelle Betreuung der Auszubildenden und die Möglichkeit, sich regelmäßig fort- und weiterzubilden, um mit neusten Methoden auf sich rasant wandelnde Anforderungen der Arbeitswelt auszubilden“, sagen Jenny Pollow und Jörg UIlrich, in der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen für die Junge IG Metall zuständig. „Ziel muss eine enge Begleitung aller Auszubildenden auf Augenhöhe sein, die es Ausbilderinnen und Ausbildern ermöglicht, Arbeitsvorgänge detailliert und für jede und jeden verständlich zu erklären.“

Daniela Kolbe, stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen, forderte die Ausbildungsunternehmen bei der Vorstellung der Studie deshalb auf, „Ausbilderinnen und Ausbildern genügend Zeit einzuräumen, damit sie ihre wichtige Arbeit gut machen können.“ Sie wies die Betriebe auch daraufhin, dass eine hochwertige und zeitgemäße Ausbildung auch in deren eigenem Interesse liegen müsse: „Wer nach Fachkräften ruft, darf die Qualität der Ausbildung nicht vernachlässigen.“ Ausbildungsunternehmen und politische Entscheidungsträger sollten sich die Erkenntnisse des Ausbildungsreports deshalb „genau anschauen“.

Welche Faktoren beeinflussen die Zufriedenheit?

Neben dem Schwerpunktthema untersuchte die Studie auch, wie zufrieden die Auszubildenden im Freistaat im Allgemeinen mit ihrer Ausbildung sind, mit welchen Rahmenbedingungen die jungen Leute konfrontiert sind oder wie es um die Übernahme nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung bestellt ist.

Dabei zeigt sich: Die Zufriedenheit mit der Ausbildung in Sachsen ist gegenüber der letzten Datenerhebung gesunken. Waren zwei Jahre zuvor noch 75 Prozent mit der Ausbildung zufrieden, sind es 2024 nur noch 71 Prozent. Darauf haben viele Faktoren einen Einfluss, zum Beispiel lange Anfahrtswege, die Höhe der Ausbildungsvergütung und auch die Qualität der Ausbildung.

„Wir haben in der Metall- und Elektroindustrie gerade einen tollen Abschluss hingekriegt, der Auszubildenden 140 Euro mehr Vergütung pro Monat beschert und ihre Vergütung in einem zweiten Schritt ab April 2026 um weitere 3,1 Prozent steigen lässt“, so Jenny Pollow und Jörg Ullrich. „Das alleine reicht aber nicht aus. Auch die Tatsache, dass so viele junge Menschen auch im letzten Jahr ihrer Ausbildung noch nicht wissen, ob sie von ihrem Betrieb nach erfolgreichem Abschluss übernommen werden, führt zur Unzufriedenheit.“ Gut zwei Drittel der befragten Auszubildenden in Sachsen gaben an, dass sie auch in Zukunft in ihrem Ausbildungsberuf arbeiten wollen, aber nur knapp ein Drittel hatte bereits eine Zusage des ausbildenden Betriebs.

Ausbildungsfremde Tätigkeiten

Häufig werden Auszubildende auch immer zu oft ungeliebten ausbildungsfremden Tätigkeiten, zu denen nicht nur Kaffeekochen und Werkstatt fegen zählen, verpflichtet. So gaben nur 31 Prozent der befragten Auszubildenden aus Sachsen, die ihren Ausbildungsplan (sehr) gut kennen an, und daher sehr genau wissen, wenn eine von ihnen geforderte Tätigkeit ausbildungsfremd ist, dass sie diese nie verrichten müssen. Die sind eigentlich sogar verboten. Denn das Berufsbildungsgesetz und die dazugehörigen Ausbildungsrahmenpläne regeln eindeutig, welche Aufgaben und Tätigkeiten zu den Pflichten der Auszubildenden gehören.

Positiv für die Zufriedenheit: Mitbestimmungs- und Gewerkschaftsstrukturen

Eindeutig gezeigt hat der Regionalreport Sachsen aber auch, wie wichtig Mitbestimmungsstrukturen für die Zufriedenheit mit der Ausbildung sind. Denn die Zufriedenheit der Auszubildenden, in deren Betrieb es eine Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) gibt, ist die Quote derjenigen, die ihren Betrieb weiterempfehlen würden signifikant höher. Positiv auf die Zufriedenheit wirken sich auch Tarifverträge und die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft aus. Rund 78 Prozent der Auszubildenden in Sachsen, die einer Gewerkschaft angehören, sind mit ihrer Ausbildung (sehr) zufrieden, die Quote der zufriedenen Nichtmitglieder lag um 7 Prozent niedriger. In diesem Punkt lässt sich schnell etwas ändern: Hier geht’s direkt zum Mitgliedsantrag und zu mehr Zufriedenheit!

Studiendesign
Die Erhebung der Daten von Auszubildenden in Sachsen fand überwiegend im Rahmen der Berufsschultouren der DGB Jugend statt. In die Studie flossen die Antworten von 1845 Auszubildenden ein.

Von: cdr

Unsere Social Media Kanäle