TEXTILINDUSTRIE OST

„Wenn noch was im Budget ist" – Arbeitgeber lassen Ernsthaftigkeit vermissen

04.04.2022 | Auch die zweite Tarifverhandlung für die Textilindustrie Ost in Meerane endete ergebnislos. Die Arbeitgeber legten ein Angebot vor, das sie selbst als „Minimalangebot“ bezeichneten und bewegten sich im Vergleich zur letzten Verhandlung quasi gar nicht.

Die Kolleginnen und Kollegen zeigten in der letzten Woche vor dem Verhandlungsort ihren Unmut über die fehlende Bewegung der Arbeitgeber. Fotos: IG Metall

So sieht das Angebot der Arbeitgeber im Detail aus:

  • Bei einer Laufzeit von 36 Monaten erhöhen sich die Entgelte in drei Stufen: plus 3 Prozent zum 01.10.2022, plus 1,5  Prozent zum 01.10.23 und plus 1,5 Prozent zum 01.10.2024
  • Ausbildungsvergütung: plus 3 Prozent zum 01.08.2022, plus 15 Euro einmal zum 01.08.2023 und noch einmal zum 01.08.2023
  • Die Jahressonderzahlung soll in 2023 auf 65 Prozent und 2024 auf 70 Prozent angehoben werden
  • Man sei grundsätzlich bereit, die Altersteilzeit fortzusetzen, aber nur, „wenn am Ende noch was im Budget übrig ist“
  • Eine Wahloption „Zeit statt Geld“ lehnt der Verband grundsätzlich ab: keine Verhandlungsbreitschaft!

Angebot ist nicht verhandlungsfähig

Als „nicht verhandlungsfähig“ bezeichnete Stefanie Reimer, Verhandlungsführerin der IG Metall, das Angebot und fordert vom Arbeitgeberverband deutliche Nachbesserungen. Laufzeit und Volumen passten einfach nicht zusammen, sagte Reimer im Anschluss an die Verhandlung. Ohne Frage finden die Verhandlungen in schwierigen Zeit statt! Die Inflation treibt die Preise und der Krieg in der Ukraine drückt auf die Konjunktur. Das spüren aber nicht nur die Arbeitgeber! „Statt „Minimalangeboten“ fordern wir daher die klare Bereitschaft, die Einkommen der Beschäftigten in diesen schwierigen Zeiten abzusichern!", so Reimer.

Kolleginnen und Kollegen von Adient und Grupo Antolin zeigten vor dem Verhandlungslokal lautstark, dass sie zu den Forderungen der IG Metall stehen. Sie forderten ein verhandlungsfähiges Angebot!

Das sagen die Kolleginnen und Kollegen dazu

„Das ist kein Angebot, sondern eine über drei Jahre gezogene Lohnabsenkung. Die gravierenden Preissteigerungen drücken besonders bei den Beschäftigten mit kleinen Einkommen. Wir haben kein oder kaum Erspartes, um die zusätzlichen Kosten zu schultern. Und wir können diese nicht an irgendwen weitergeben – das funktioniert bei uns einfach nicht“, sagt Mandy Grützki, Betriebsrätin bei Grupo Antolin Meerane und Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission.

„Es muss Geschmack an die Suppe kommen. Bisher schmecke ich da jedenfalls noch nicht viel! Die Arbeitgeber müssen entweder mehr locker machen oder massiv in der Laufzeit runtergehen. Tarifpartnerschaft muss auch in schwierigen Zeiten funktionieren. Das vorliegende Angebot lässt unsere Kolleginnen und Kollegen allerdings allein mit den Herausforderungen einer erheblichen Preissteigerung. Wir fordern vom Arbeitgeberverband: Nehmen Sie Ihre Verantwortung gegenüber Ihren Beschäftigten wahr!“, macht IG Metall-Verhandlungsführerin Stefanie Reimer klar.

Ihr Appell: Jetzt gilt es Stärke zu zeigen! Die dritte Verhandlung findet am 04. Mai in Meerane statt. Aber schon im April sehen wir uns bei betrieblichen Aktionen. Unterstützt Eure Betriebsräte vor Ort, sprecht mit Euren Kolleginnen und Kollegen über die Tarifrunde und solidarisiert Euch. Macht lautstark klar, dass ihr hinter der Tarifforderung der IG Metall steht! Und denkt daran: Mit dem April endet auch die Friedenspflicht!

Von: cdr

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