ERGEBNISSE DER AUTOMOBILZULIEFERERKONFERENZ 2021

"Wer sich nicht an die Speerspitze setzt, wird zu den Verlierern gehören“

03.11.2021 | Um in der Transformation Betriebe und Beschäftigung zu sichern, müssen Zulieferer jetzt investieren und sich technologische Vorteile erarbeiten. Das war eines der Ergebnisse der gemeinsamen Automobilzuliefererkonferenz der IG Metall und Hans-Böckler-Stiftung.

Symbolbild - Ein Roboterarm in der Fahrzeugfertigung. Foto: RainerPlendl/Panthermedia.net

Die Zukunftsaufgaben sind enorm, doch die momentane Situation ist schwierig für die Zulieferer. Zwar ist die Autoindustrie schneller aus der Coronakrise gekommen, als viele gedacht haben, nur kann sie den Aufschwung nicht nutzen. Halbleiter- und Rohstoffmangel bremsen die Produktion. Vielerorts ist Kurzarbeit trotz voller Auftragsbücher angesagt. Der Absatz von Neuwagen ist auf dem tiefsten Stand seit 1975. Aktuelle Prognose ist: Maximal 3,5 Millionen Fahrzeuge werden dieses Jahr in der Bundesrepublik von den Bändern laufen. Das sind 2 Millionen weniger als 2019. Während einige Experten von einer Verbesserung der Situation im kommenden Sommer ausgehen, rechnen VW und Continental mit einem Engpass von Elektronikbauteilen bis ins Jahr 2023 hinein aus.

57 Prozent der Zulieferer bauen Stammbelegschaft ab

„Ein Grund für den Halbleitermangel ist sicher auch Missmanagement“, sagt Kai Bliesener, Autoexperte der IG Metall und mittlerweile Erster Bevollmächtigter in Aalen und Schwäbisch Gmünd, der durch die Konferenz führte. „Von der Führung kann man schon erwarten, dass sie den Einkauf so organisiert, dass man verlässlich Autos bauen kann“, so Bliesener. Für die gesteigerte Nachfrage könnten die Konzernlenker nichts, den Markt hätte man aber besser einschätzen müssen. Bliesener kritisiert, dass viele Arbeitgeber nun mit den gängigen Strategien antworten: „Sie bauen Beschäftigung ab und verlagern sie in Billiglohnländer, statt in die Entwicklung von neuen Produkten zu investieren.“ Eine Live-Umfrage unter den an der Automobilzulieferkonferenz teilnehmenden Betriebsräten bestätigte das: Über 57 Prozent der Befragten gaben an, dass es in ihren Betrieben aktuell Verlagerungspläne gibt. Befragt nach geplantem Beschäftigungsabbau gaben 25 Prozent an, dieser sei bei Leiharbeitenden geplant, 21 Prozent berichteten vom Abbau von befristeten Stellen und knapp 55 Prozent gaben an, dass sogar die Stammbelegschaft, also die unbefristeten Stellen, betroffen seien.

Potenziale bei E-Motor-Effizienz und Batteriesicherheit heben

Dabei drängt die Zeit. Achim Kampker, Professor und Vorsitzender des Büros für E-Mobilität an der RWTH Aachen, geht davon aus, dass die Transformation hin zur Elektromobilität deutlich schneller ablaufen wird, als wir bisher dachten. Er rechnet damit, dass die Kosten von E-Autos in den nächsten 3 bis 5 Jahren gleich oder niedriger sein werden, als von Verbrennern. Zudem erwartet er, dass in den nächsten 5 Jahren die Reichweite von Batterieelektrischen Autos deutlich über 600 km liegen werde. Um beim Wandel nicht zu den Verlierern zu gehören, rät Kampker den Zulieferern, sich an die Speerspitze zu begeben und technologische Alleinstellungsmerkmale zu erarbeiten. Das kann beispielsweise geschehen, indem Zulieferer Produkte so konzipieren, dass sie für die Kreislaufwirtschaft optimiert sind. Auch bei der Effizienz der Elektromotoren und dem Thema Sicherheit bei Batterien, sieht er Entwicklungspotenzial, das die Zulieferer besetzen und zu ihrem Vorteil nutzen können.

 

Von: cdr

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