ZWEITE HALBZEIT BEI GKN

Eine Region hält zusammen: Schreiben an Begünstigte der Restcent-Aktion

15.03.2023 | Die GKN-Belegschaft kämpft weiter: Mit einem persönlichen Brief bzw. einer persönlichen E-Mail hat sich Betriebsrätin Isabel Kaufmann an verschiedene soziale Einrichtungen, Vereine, Kitas und Schulen gewandt. Alle Empfänger haben eines gemeinsam - die Kolleginnen und Kollegen der Gelenkwelle Mosel haben all diese Einrichtungen in den letzten Jahren über ihre Restcent-Aktion finanziell unterstützt.

Screenshot vom 15.03.2023

Nun bittet die Belegschaft die Unterstützten ihrerseits um Unterstützung und Solidarität. Isabel schreibt: Hier denke ich gern an all die strahlenden Kinderaugen, den liebevollen Brief unserer körperlich beeinträchtigten Unterstützten, die Danksagungen von Sportlern oder unseren älteren Mitmenschen. Leider muss ich Ihnen aber heute mitteilen, dass uns dies zukünftig nicht mehr möglich sein wird, was mich und unsere Belegschaft sehr traurig macht. Ich darf im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von GKN Driveline Mosel sprechen, wenn ich sage: „Wir haben diese tolle Aktion über all die Jahre sehr gern unterstützt.“

Verbunden damit ruft die Betriebsrätin zur weiteren Unterstützung der Online-Petition aus, die GKN-Vertrauensleute bereits Anfang Februar ins Leben gerufen haben. Aktuell stehen wir bei knapp 6000 Unterschriften. Hier geht's zur Petition. Im Anhang unter "Dateien" findet ihr auch nochmal den Aushang zum Download.
 

Der Brief / die Mail im Wortlaut

Sehr geehrte Damen und Herren, es fällt mir persönlich sehr schwer Ihnen diese Zeilen schreiben zu müssen.

Wie sie bereits aus den Medien erfahren konnten, hat die Geschäftsführung von GKN Driveline gemeinsam mit dem Eigentümer, dem britischen Finanzinvestor Melrose, den Entschluss gefasst, unser Werk in Zwickau zu schließen.

1981 begründete die Gelenkwelle den neuen Automobilstandort in Zwickau-Mosel. Jetzt droht unserem Werk mit rund 835 Beschäftigten nach 42 Jahren das Aus!

Die Begründung?! Gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war von Kostendruck und den üblichen Problemen wie Energiepreise und Ukrainekrieg die Rede. Im selben Atemzug wurden wir aber auch darüber informiert, dass aktuell ein neues Werk in Ungarn entsteht und unsere Produktion verlagert wird.

Seit der Übernahme von Melrose wurden bereits drei Standorte geschlossen: Kaiserslautern, Birmingham und zuletzt Florenz. Zum jeweiligen Zeitpunkt dieser Werksschließungen waren weder Energiepreise ein Thema, noch gab es mitten in Europa einen Krieg. Das Unternehmen GKN fuhr all die Jahre hohe Gewinne ein – auch und besonders am Standort Mosel! An einer Reinvestition in unser Werk hatten Eigentümer und Geschäftsführung aber kein Interesse.

Unsere Geschäftsführung opfert hier nicht nur unsere Arbeitsplätze für die Profitgier der Aktionäre. In unserem Fall wird es auch unsere Zulieferer sowie alle Firmen treffen, die Aufträge von uns erhalten. Darüber hinaus werden Dienstleister wie Bäckereien, Fleischereien, Friseure und viele weitere Einzelhändler in der Region einen deutlichen Verlust der Kaufkraft spüren, wenn mehr als 800 tarifgebundene Arbeitsplätze wegfallen.

Indirekt betroffen ist aber auch Ihre Einrichtung: Wie Sie wissen, hat unsere Belegschaft mit unserer Restcent-Aktion jedes Jahr Einrichtungen wie die Ihre finanziell unterstützt.

Hier denke ich gern an all die strahlenden Kinderaugen, den liebevollen Brief unserer körperlich beeinträchtigten Unterstützten, die Danksagungen von Sportlern oder unseren älteren Mitmenschen.

Leider muss ich Ihnen aber heute mitteilen, dass uns dies zukünftig nicht mehr möglich sein wird, was mich und unsere Belegschaft sehr traurig macht. Ich darf im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von GKN Driveline Mosel sprechen, wenn ich sage: „Wir haben diese tolle Aktion über all die Jahre sehr gern unterstützt.“

Und dennoch: Wir werden mit aller Kraft um unsere Arbeitsplätze kämpfen und ein deutliches Zeichen gegen diese Profitgier setzen! Gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen an den verbliebenen deutschen Standorten Kiel, Trier und Offenbach stehen wir fest zusammen. Eine lautlose Werksschließung der Gelenkwelle Mosel wird es mit uns nicht geben!

Stehen auch Sie hinter uns, so wie wir hinter Ihnen standen: Wenn Sie sich solidarisch mit uns zeigen möchten, unterstützen Sie mit Ihrer Unterschrift bitte unsere ONLINE-PETITION!

Teilen Sie diesen Aufruf außerdem gern mit den Eltern Ihrer Einrichtung, damit wir eine breite Unterstützung erfahren. Einen entsprechenden Aushang schicke ich Ihnen mit.

Vielen herzlichen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Isabel Kaufmann
Betriebsrätin bei GKN Driveline Mosel

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