10.09.2020 | Lautstark und bunt: Hunderte Metallerinnen und Metaller haben sich am Donnerstag in der Region Südwestsachsen mit unterschiedlichsten Aktionen für betriebliche Mitbestimmung und Arbeitnehmerrechte eingesetzt. Drei Tage lang will die IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen auf die vielfältigen Probleme in der Automobilindustrie, im Maschinenbau, in der Stahlindustrie, bei den Zulieferern und in der Kontraktlogistik aufmerksam machen. Die bezirksweiten Aktionstage stehen unter dem Motto „Damit wir auch Morgen gute Arbeit haben: Beschäftigung sichern! Zukunft sicher und fair!“
Nach 17 Stunden harter Verhandlung konnten die Beschäftigten beim Logistikdienstleister Schnellecke am Standort Glauchau mit einem breiten Lächeln im Gesicht in den Tag starten: 6 Prozent mehr plus Corona-Prämie lautete in den frühen Morgenstunden das Ergebnis der dritten Tarifrunde. Ohne Einigung mit dem Arbeitgeber hätte dem Unternehmen, das eng mit Volkswagen verzahnt ist, ein Warnstreik ins Haus gestanden. Auch beim Autobauer selbst lief zum Auftakt der drei Tage eine Aktion der IG Metall, um den Beschäftigten unter den entsprechenden Corona-Auflagen eine Stimme zu geben.
Beim Automobilzulieferer GRAMMER machten sich die Kolleginnen und Kollegen zum bezirksweiten Aktionstag mit einer Postkarten-Aktion Luft, nachdem ihr erster Warnstreik Ende Juli bislang ergebnislos geblieben ist. Die Beschäftigten haben ihren Arbeitgeber persönlich angeschrieben, um nochmals ihre Erwartungen im Rahmen der Tarifverhandlungen deutlich zu machen. Sie fordern den Abschluss eines Tarifvertrags, der die schrittweise Angleichung der Arbeitsbedingungen an die Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen verbindlich regelt.
„Mit der Aktion geht es uns darum, dem Arbeitgeber für die nächsten Verhandlungen nochmal mitzugeben, dass wir ein deutlich verbessertes Angebot erwarten. Die Arbeitsbedingungen auf dem gegenwärtigen Niveau festzuschreiben und dann erst ab 2022 wieder über eine Weiterentwicklung der Entgelte zu verhandeln, ist für uns nicht hinnehmbar und lässt uns nicht die Anerkennung zukommen, die wir uns tagtäglich mit der Arbeit, die wir hier leisten, verdient haben“, sagte Jens Felgenhauer, Mitglied der Verhandlungskommission. Das Entgeltniveau ist im Vergleich zu allen anderen GRAMMER Standorten extrem niedrig. Die Tarifauseinandersetzung am Standort läuft bereits seit Ende 2018.
Bei MAHLE im vogtländischen Heinsdorfergrund versammelten sich rund 120 Kolleginnen und Kollegen aus der Früh- und Spätschicht vor dem Werktor und forderten „Der Ofen bleibt hier!“ Dazu erklärte Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau: „Ich mache mir Sorgen um die möglichen Verlagerungsabsichten eines Lötofens durch die Konzernleitung. Es geht hier um Menschen, die eine überragende Arbeit leisten. Ich verlange, dass bei allen Entscheidungen, die für den Standort getroffen werden, der Betriebsrat ordnungsgemäß beteiligt wird. Wir werden uns jetzt ernsthaft mit der Konzernleitung und dem Betriebsrat zusammensetzen, um dem MAHLE-Werk in Heinsdorfergrund eine sichere Zukunft zu geben.“
Mit Betriebsversammlungen, Vor-Tor-Aktionen und einer T-Shirt-Kampagne werden weitere Metallerinnen und Metaller auch am morgigen Freitag (11. September) ihren Forderungen Nachdruck verleihen.