17.05.2019 | Am 16. Mai tagten die Tarifkommissionen der Metall- und Elektroindustrie aus ganz Ostdeutschland erstmals gemeinsam in Berlin. Kurz vor dem 4. Gespräch zur Angleichung der Arbeitszeit in Ostdeutschland am 21. Mai lautete die klare Botschaft: „Unsere flexible und gute Arbeit braucht die 35-Stundenwoche! Wir sind selbstbewusste Belegschaften und keine Bittsteller!“
Den Schulterschluss der ostdeutschen Belegschaften haben wir mit unserer gemeinsamen betrieblichen Aktionswoche vom 6. bis 11. Mai in den Betrieben deutlich gezeigt. Herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben!
Die Mitglieder der Tarifkommissionen waren sich einig, dass der aktuell von Wissenschaftlern beschriebene Teufelskreis der Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften in den Westen durch gute, tarifliche Arbeitszeiten und -bedingungen in der ostdeutschen Industrie durchbrochen werden muss.
Wir fordern die ostdeutschen Arbeitgeber auf, ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung nachzukommen. Mit den solidarischen Aktionen der letzten Wochen setzten wir ein deutliches Zeichen für eine demokratische Arbeitswelt. Unser Engagement für die konkrete Verbesserung der Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen ist damit auch ein klarer Gegenentwurf zu allen rechtspopulistischen Phrasen und Parolen gerade vor den Landtagswahlen in Ostdeutschland.
Die Tarifkommissionen haben den klaren Willen formuliert, in Zeiten des Wandels unter Friedensbedingungen eine flächentarifvertragliche Lösung zur Arbeitszeitverkürzung zu erzielen. „Keine Einigung um jeden Preis!“ war die klare Positionierung in vielen Redebeiträgen. Ebenso herrschte der einhellige Tenor: „Wir geben die Arbeitszeit nicht aus den Händen der Tarifvertragsparteien!“
Am 21. Mai werden wir mit der Gesprächs- und Hintergrundkommission in Berlin den Arbeitgebern genau diese Forderungen und Botschaften aus der gemeinsamen Tarifkommission überbringen.
Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall:
„Vor 30 Jahren fiel die Mauer. Doch immer noch bestehen Unterschiede zwischen Ost und West, auch in den Tarifverträgen. Das versteht heute niemand mehr und das wird mit Grund als Unrecht betrachtet. Diese Unterschiede sind in nichts begründet, schon gar nicht in Produktivität und Effizienz. Gerade von jungen Menschen wird massiv eingefordert, dass endlich die Angleichung der Arbeitszeit durchgesetzt wird. Das ist ein Gebot der Gerechtigkeit.“
Olivier Höbel, IG Metall Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen:
„Die Arbeitszeitmauern in den Betrieben müssen endlich fallen. Gute Tarifverträge und attraktive Arbeitszeiten sind für uns das wichtigste Mittel, um allen Kolleginnen und Kollegen eine gerechte und sichere Arbeitswelt zu bieten. Die Aktionswoche hat mit vielen phantasievollen Aktionen die Erwartungen und den Druck der Belegschaften deutlich gemacht. Am 21. Mai erwarten wir von den Arbeitgebern eine deutliche Bewegung in Richtung ,35', um den verabredeten Fahrplan bis Ende Juni einzuhalten.“