09.05.2019 | Die IG Metall-Vertrauensleute von VW Zwickau haben am Donnerstag, 9. Mai, den Besuch des VW-Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess genutzt, um ihm einen Schuldschein zu übergeben. Seit Gründung des VW-Werks 1990 in Sachsen sind die Beschäftigten mit 16 Millionen Stunden in Vorleistung gegangen.
Die sind aufgelaufen, weil sie im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen im Westen seit dem 12. Dezember 1990 Woche für Woche drei Stunden länger arbeiten müssen. Die Vertrauensleute ließen den Vorstand anlässlich seines Besuchs beim Standort-Symposium in Zwickau wissen: "Es ist jetzt höchste Zeit, die Schuld zu begleichen und die Arbeitszeit im Osten an den Westen anzugleichen. Die Angelegenheit duldet keinen Aufschub mehr."
Die Beschäftigten im Osten sind fast 30 Jahre nach Mauerfall nicht länger bereit, weiter drei Stunden mehr in der Woche arbeiten zu müssen als die Kolleginnen und Kollegen im Westen. Die Vertrauensleute stellten dem Vorstandsvorsitzenden in Aussicht, seinen nächsten Besuch zu nutzen, um den Schuldschein zu zerreißen - wenn es bis dahin zu einer Lösung des Konflikts um die Angleichung der Arbeitszeit gekommen sei.
Während die Menschen im Osten nach wie vor 38 Stunden arbeiten, gilt für die Beschäftigten im Westen die 35-Stundenwoche. Die IG Metall verhandelt derzeit mit den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie über die Angleichung der Arbeitszeit. In der dritten Runde am Freitag, 3. Mai, in Magdeburg hatte es keinen Durchbruch gegeben.
Die IG Metall will eine verbindliche Regelung zu einer Verkürzung der Arbeitszeit erreichen. Dafür braucht es einen Tarifvertrag mit klar definierten Zeiträumen zur Absenkung der Arbeitszeit. Das Modell der IG Metall sieht vor, dass die Arbeitszeitverkürzung bis 2030 in allen tarifgebundenen Betrieben komplett umgesetzt sein muss. Der Tarifvertrag soll einen Einführungskorridor mit Bandbreitenmodell regeln. „Dieses Modell enthält bereits weitgehende Kompromisslinien und damit ein deutliches Angebot an die Arbeitgeber“, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Es kommt für uns nicht in Frage, die Regelung der Arbeitszeit ausschließlich an die Betriebsparteien zu delegieren.“
Dem Vorhaben der Arbeitgeber aus der Arbeitszeitverkürzung eine dauerhafte bezahlte Verlängerung der Wochenarbeitszeit zu machen, hat die Gesprächskommission eine klare Absage erteilt. Das nächste Gespräch mit den Arbeitgebern findet am 21. Mai in Berlin statt. „Bis dahin erwarten wir einen konstruktiven Vorschlag, um das gemeinsame Ziel einer Einigung im ersten Halbjahr zu ermöglichen“, so Olivier Höbel.