12.09.2023 | Der Werkzeug- und Formenbauer Zahoransky will den Standort Rothenkirchen verkaufen. Dagegen wehren sich die rund 75 Beschäftigten. Sie fordern eine Investorenvereinbarung und einen Sozialtarifvertrag. „Zahoransky will uns nach 30 Jahren innerhalb kürzester Zeit möglichst geräuschlos veräußern, das werden wir nicht einfach hinnehmen! Wir haben hier im Betrieb gute Bedingungen, die wir nicht kampflos hergeben und gegen eine unsichere Zukunft eintauschen werden“, sagt Betriebsratsvorsitzender Terence Tautz.
Die Kolleginnen und Kollegen haben die IG Metall Zwickau aufgefordert, mit Zahoransky über eine Investorenlösung zu verhandeln. „Das Unternehmen muss jetzt beweisen, ob ihm die langfristige und sichere Zukunft des Standorts Rothenkirchen ein ernsthaftes Anliegen ist – oder ob es am Ende eben doch nur darum geht, den Betrieb schnell und möglichst gewinnbringend zu verkaufen“, so Terence Tautz weiter.
Der Standort Rothenkirchen hat seit 2010 einen Betriebsrat und ist seit 2015 an den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg angelehnt. Damit bietet der Betrieb für das Vogtland überdurchschnittlich gute Bedingungen. „Uns geht es darum, diese wichtigen Industriearbeitsplätze in der Region zu erhalten, ebenso wie die Tarifbindung. Deshalb fordern wir, dass der Betriebsrat aktiv am Verkaufsprozess beteiligt wird“, ergänzt Benjamin Zabel, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau.
Doch es geht längst nicht nur um Rothenkirchen: Die Beschäftigten an den beiden weiteren deutschen Zahoransky-Standorten Freiburg und Todtnau (Baden-Württemberg) stehen hinter ihren Kolleginnen und Kollegen im Vogtland. „Der Verkauf ist nur gut, wenn die Beschäftigten am Standort Rothenkirchen eine Zukunft haben. Wie es für die Menschen an einem Standort läuft, das betrifft alle Standorte. Die Beschäftigten stehen gemeinsamen für ihre Zukunft“, sagt Norbert Göbelsmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Lörrach und Freiburg.
„Uns verbinden viele gemeinsame Jahre. Wir halten zusammen!“ betonen Bernd Weber, Betriebsratsvorsitzender am Zahoransky-Standort Freiburg, und sein Stellvertreter Volker Hafner. Michael Baur, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender am Standort Todtnau ergänzt: „Wir als Beschäftigte sind bereit, Veränderungen mitzutragen, dazu gehört aber ein gemeinsamer Plan und Sicherheit. Es muss beim Miteinander bei Zahoransky bleiben.“ Die Kolleginnen und Kollegen in Todtnau (rd. 370 Beschäftigte) und Freiburg (knapp über 200 Beschäftigte) wollen nun mit der Geschäftsführung auch die Zukunft ihrer Betriebe in einem Zukunftstarifvertrag regeln.
Das 1902 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Todtnau stellt Spritzgieß-werkzeuge, Verpackungsmaschinen oder auch Produktionsanlagen für Zahnbürsten her. Außerdem ist die Zahoransky-Gruppe mit rund 900 Beschäftigten an zehn Standorten in sieben Ländern in den Bereichen Medizintechnik und Photovoltaik aktiv.
Zusätzlich zu einer Investorenvereinbarung wollen die Kolleginnen und Kollegen in Rothenkirchen einen Sozialtarifvertrag erstreiten, um ein sicheres soziales Netz aufzuspannen. Für den Fall, dass der Verkaufsprozess scheitert und es am Ende zu betriebsbedingten Kündigungen kommen sollte, sieht ein solcher Sozialtarifvertrag u.a. Abfindungen und einen Solidarfonds vor.
Der geforderte Sozialtarifvertrag umfasst demnach eine tarifliche Mindestabfindung von zwei Bruttomonatsentgelten je Beschäftigungsjahr, mindestens aber eine Sockelabfindung von 30.000 Euro. Für jedes unterhaltspflichtige Kind soll es weitere 15.000 Euro geben. Auch Beschäftigte mit Behinderung würden extra berücksichtigt, ebenso Härtefälle.